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Die Emigration aus dem Friaul - Julisch-Venetien nach Belgien

Francesco Micelli

Die friaulische Emigration nach Belgien hat nie großes Interesse bei den hiesigen Historikern gefunden. Die einzig nennenswerte Untersuchung wurde 1980 von Guglielmo Pitzalis durchgeführt und betraf die Heimkehrer in den Tälern des Natisone und das Auftreten von Lungenkrankheiten insbesondere  Silikose. Wir wollen hier nicht die Gründe eines solchen Desinteresses untersuchen – wichtiger ist es, neue Studienobjekte zu definieren, z.B. herauszufinden, wie die  beachtliche italienische Minderheit in Charleroi heute lebt.



Staatlich kontrollierte und freie Emigration, soziale Integration und die Arbeit in den Bergwerken, Nationalgefühl und kosmopolitische Kleidung – das alles sind unserer Auffassung nach Themen, die untersucht werden sollten. Die Anwerbemethoden, die Vertragsklauseln, die Arbeitsbedingungen und die Lebensgefahren, denen unsere Emigranten ausgesetzt waren, sind – zumindest in großen Zügen - schon allgemein bekannt. Es ist notwendig, das Leben des Emigranten als Ganzes und über die Jahre im Bergwerk hinaus aufzuzeigen. Viele sind nicht nur aus ökonomischen Gründen im Gastland geblieben, die Strömungen aus und nach Italien sind nie völlig zum Stillstand gekommen.  Eine solche Studie macht eine Herangehensweise erforderlich, die nicht von regionalem oder nationalem Zugehörigkeitsgefühl beeinflusst, sondern von der Einsicht geprägt sein sollte,  dass wir Kosmopoliten, Europäer, Italiener und Friauler sind. Wir sollten nicht wieder bei der (sicherlich ehrenwerten) Gedenktafel für die Gefallenen von Marcinelle enden, mit der eine italienische Provinz an ihre Toten erinnert, sondern mit Interesse z.B. die gemischten Ehen betrachten und die Gefühle der jüngeren Generationen  verstehen. Das heißt im Grunde, dass die Fragebögen und Interviews sowohl in Belgien als auch in Italien zirkulieren und durchgeführt werden müssen, um Erzählungen über die Nachkriegszeit zu hören und die Begründungen für spätere Entscheidungen zu verstehen.  Eine übertriebene Identifikation läuft Gefahr – wie sich gezeigt hat-, sich zu verschließen anstatt den Blick zu öffnen, wogegen der systematische Vergleich zwischen Emigrantengruppen und ihren Wünschen und Erwartungen besser dazu geeignet sein dürfte, den komplexen Zusammenhang der Migrationsbewegungen darzustellen.


1. Maurer und Bergarbeiter: Die Emigration nach dem Ersten Weltkrieg

In Belgien beginnt mit dem Ende des Ersten Weltkriegs eine neue Einwanderungsphase. Der Wiederaufbau des Landes verlangt zahlreiche Arbeitskräfte. Die Arbeiter, die den Krieg überlebt haben und fest in Gewerkschaften organisiert sind (vor allem in Wallonien), lehnen die zu gefährlichen, schweren oder schlecht bezahlten Arbeiten ab. Die Kohlebergwerke, die Baustellen und Stein- und Marmorbrüche z.B. haben Schwierigkeiten, vor Ort Arbeitskräfte zu finden. Deshalb werben die belgischen Behörden systematisch ausländische Arbeiter an. Auf dieses Angebot gehen viele Italiener, vor allem aus Norditalien, mit Freuden ein. Anfang der zwanziger Jahren kommen zirka 20000 Italiener in Belgien an: 1910 arbeiteten nicht einmal 4500 Italiener in Belgien, im August 1924 waren es ungefähr 23000. Dieser Anstieg des italienischen Einwanderungsflusses zeichnet sich durch einen neuen Migrationsmodus aus. Über lange Zeit hatten die Abwanderungen aus Italien nach Belgien den Charakter individueller Initiative, nach dem Weltkrieg dagegen versuchen die italienischen und belgischen Behörden, die Ausreisen zu organisieren. Die belgischen Arbeitgeber ließen, meistens durch das Hilfswerk „Opera Bonomelli“ mit Sitz in Brüssel und Mailand, den italienischen Auswanderungsämtern die Anwerbungsformulare zukommen. Auch das 1908 entstandene Arbeitsamt der Provinz Udine betreibt aktiv Kampagnen zur Anwerbung von Arbeitskräften für das Ausland. 1923 anlässlich der Veröffentlichung einer Broschüre über die Aktivität des Amtes in den Jahren 1922-1923 bis zu seiner Auflösung (30.Juni 1923) gibt das Arbeitsamt der Provinz an, dass “der beliebteste Arbeitsmarkt das ganze Jahr über Frankreich war. gefolgt von Belgien. Gerade was die Eingliederung unserer Arbeitskräfte in diesen Ländern angeht, hat unser Amt gute und wirkungsvolle Arbeit geleistet. Dabei konnte es sich auf die hilfreiche Zusammenarbeit mit dem Königlichen Generalkommissariat für Auswanderung stützen, das sich in vielen Fällen, besonders wenn es um kollektive Vermittlung in der Provinz Udine ging, an unser Amt gewandt hat.“  1922 gelingt es dem Amt 4843 Arbeiter von 8306 Bewerbern ins Ausland zu vermitteln; das sind 3411 Vermittlungen mehr als 1921. In demselben Jahr veröffentlicht das Amt auch eine kleines Heft für die Ausreisenden mit dem Titel: Hinweise für die Emigranten, die nach Belgien reisen, was ein weiterer Beweis für die Bedeutung ist, die Belgien als Auswanderungsland für die Friauler hat.



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